Sven Burmann ist neuer Leiter der Schreinerei

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Jugendliche anlernen und begleiten, auch durch Krisen

Jugendliche anlernen und begleiten, auch durch Krisen: Mit Sven Burmann hat die Schreinerei der Jugendwerkstatt der Geschwister-Gummi-Stiftung seit April einen Leiter, der durch seine 20-jährige Zugehörigkeit sowohl die Strukturen und Herausforderungen der Einrichtung kennt, sich aber auch jeden Tag neu auf die Auszubildenden und die Kunden einstellt.

 

Zwischen all den halbfertigen Tischen, Fenstern und Schränken steht ein kleiner Roller aus Holz. Sven Burmann, der neue Leiter der Jugendwerkstatt der Geschwister-Gummi-Stiftung, schleift ihn in diesen Tagen gemeinsam mit den Jugendlichen ab, repariert einige Teile und lackiert ihn schließlich neu. Er ist „mittendrin“. Gerade kommen die Auszubildenden und das weitere Team aus der Mittagspause zurück. „Hey Sven, wie geht’s?“, begrüßt ein großer junger Mann Sven Burmann, als hätten sie sich lange nicht gesehen. „Hat’s geschmeckt?“ und „Wer hat den Bohrer verräumt?“ gibt der 41-Jährige zurück. Es herrscht ein lockerer, aber respektvoller Umgangston in der Schreinerei. Die Jugendlichen können sich sicher sein, hier Unterstützung und Verständnis für ihre mitunter schwierigen Lebenssituationen zu erhalten.

Ausbildereignungs-Prüfung

Das garantiert auch Sven Burmann, der im April diesen Jahres die Nachfolge von Anja Hösch angetreten hat. Sie ist weiterhin im Team der Schreinerei und unterstützt ihren Kollegen, der durch seine 20-jährige Betriebszugehörigkeit als Geselle und Vertretungs-Tätigkeiten wenig Einarbeitung benötigte. Lediglich die zusätzliche Arbeit am Computer forderten ihm „viel Zeit und Nerven ab“, verrät er. Neben der Organisation der Werkstatt und dem Unterricht für die Jugendlichen ist er nun auch Ansprechpartner im Rahmen der Ausbildungen für Schulen, für die Agentur für Arbeit und andere Einrichtungen. Während Anja Hösch sich nun vor allem der Kundenakquise- und betreuung widmet, hat Sven Burmann in den letzten Monaten eine Online-Weiterbildung absolviert, die er erfolgreich mit der Ausbildereignungsprüfung abschloss. Nun ist auch der Melkendorfer rechtlich ausbildungsberechtigt.

„Man kann jungen Menschen so viel vermitteln und kommt gut in’s Gespräch“. Sven Burmann

„Das ist etwas, das ich schon lange machen wollte“, erzählt Sven Burmann. Man merkt ihm an: Er arbeitet gern mit Jugendliche zusammen. Nach seiner eigenen Ausbildung zum Schreiner und fehlenden Übernahmeoptionen in seinem Lehrbetrieb, war für ihn „als Pfarrerskind“, wie er selbst sagt, die Jugendarbeit eine neues Ziel. Seit 2001 ist er daher in der Schreinerei der Geschwister-Gummi-Stiftung tätig. „Man kann jungen Menschen so viel vermitteln und kommt gut in’s Gespräch“. Während die Mädchen und Jungen im Laufe der Jahre wechseln, kennt Sven Burmann die grundlegenden Strukturen und Organisation der Jugendwerkstatt seit langer Zeit. Hohe handwerkliche Ansprüche und die gleichzeitige Begleitung der Jugendlichen sind nicht leicht unter einen Hut zu bringen. Die hohen Anforderungen an die Dokumentation für die verschiedenen Förderer verlangt ihm einiges ab.

Verständnis, Motivation und Disziplin

Die Corona-Pandemie belastet den Arbeitsalltag in der Schreinerei dagegen nur noch wenig: Zwar müssen Abstände und die Maskenpflicht für das Team weiterhin eingehalten werden, doch sind es mehr die Lieferverzögerungen oder die Kostensteigerung für das Material, die die Pandemie indirekt verschuldet und herausfordert. „Die meisten Kunden verstehen, wenn es mal länger dauert,“ erklärt Sven Burmann mit Blick auf die vielen Kundenaufträge für die Reparatur oder Fertigung von Kleinmöbeln, Spielzeug, Fenster, Küchen- oder Badeinrichtungen. „Sie wissen auch, dass wir hier für die Kunden und für und mit den Jugendlichen arbeiten. Manche von ihnen haben Probleme und fallen manchmal kurzfristig aus. Wir kümmern uns darum.“

Sven Burmann hat ein ganz besonderes Verhältnis zu den Jugendlichen. Er ist Ausbilder und beinahe so etwas wie ein Freund. Verständnis, Motivation und manchmal die notwendige Disziplin zu vermitteln hat er vielleicht schon im Privaten gelernt: Er ist Vater von drei Kindern, geht nur noch selten in’s Fitnessstudio: „Weil die Hobbys meiner Kinder sind irgendwie auch meine Hobbys. Ich bringe sie ja hin, hole sie ab, bringe sie wieder…“, lacht er. „Da brauche ich gar keine eigenen.“

 

Seit 1986 ist die Jugendwerkstatt der Geschwister-Gummi-Stiftung mit ihren Projekten zu einem festen Bestandteil der Jugendhilfe und der berufsbezogenen Qualifizierung von benachteiligten Jugendlichen im Landkreis Kulmbach geworden. Das Ausbildungsprojekt führt sie in Zusammenspiel mit der Agentur für Arbeit Bayreuth-Hof und dem Land Bayern durch.

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