Umweltschutz, Elternarbeit und vor allem das Wohl der Kinder waren der ehemaligen Kindergartenleitung Elfriede Amschler wichtig. Mit 21 Jahren hatte sie ihr Amt damals übernommen. Ihre Nachfolgerin Kathrin Dinkel möchte den familiären Charakter der Einrichtung weiterhin pflegen und das offene Konzept fortentwickeln.
„Juhu, sie sind beide wieder da!“, scherzt Lina*, die gerade die ehemalige, langjährige Leiterin im Kindergarten Wonsees Elfriede Amschler neben ihrer Nachfolgerin Kathrin Dinkel entdeckt hat. Seit 1. Dezember letzten Jahres in ihrer neuen Position möchte diese viele Projekte ihrer Vorgängerin fortführen – etwa das offene Konzept, das Elfriede Amschler noch vor der Pandemie mit viel Zeit- und Arbeitsaufwand vorbereitet hatte. Dazu müssen etwa Gruppenräume umgebaut und Spielebenen verändert werden. Solche Einschnitte im Alltag der Einrichtung erfordern Durchhaltevermögen sowie das Vertrauen der Kinder und Eltern. Letzteres möchte sich Kathrin Dinkel, eine starke und erfahrene Erzieherin, schnell verdienen. Einige Details dazu hat sich Kathrin Dinkel ein Stück weit von Elfriede Amschler „abschauen“ können, anders wird die Zeit mit sich bringen: „Sie kennt einfach jede Familie hier, weiß, wo jeder wohnt und wer mit wem verwandt ist“, lacht sie. „Ich muss das erst lernen.“ Die familiäre Atmosphäre der Einrichtung sowie die empathische Grundhaltung der jungen Frau und zweifacher Mutter machen ihr es jedoch leicht. Dennoch ist Weiterentwicklung ein wichtiges Gebot für sie, das auch ihre pädagogische Arbeit betreffe. Doch die Staatlich Anerkannte Erzieherin bringt viel Erfahrung mit: Schon eine Weiterbildung für „Leitung und Mangament“ hat sie in der DIE KITA absolviert, war langjährige stellvertretende Leitung im DIE KITA Kindergarten Kreuzkirche, später im DIE KITA Kindergarten Thurnau.
Leiterin mit 21 Jahren
Elfriede Amschler hat ihre Ausbildung zur Staatlich Anerkannten Erzieherin in der Fachakademie Nürnberg, ihr Sozialpädagogisches Seminar aber bereits im Kindergarten Wonsees absolviert. Als sich 1975 die damalige Leiterin in den Ruhestand verabschiedete, übernahm Elfriede Amschler, die gerade erst ihr Zeugnis erhalten hatte, mit 21 Jahren dieses Amt. Fortan galt bei ihr die Motivation: „Learning bei doing“. Denn eine Einarbeitung der neuen Mitarbeitenden war zu dieser Zeit nicht vorgesehen. Die Erfahrungen, die sie als Praktikantin vor Ort sammeln konnte, sowie die Reflektion des eigenen Handelns waren für Elfriede Amschler daher sehr wertvoll. Dies möchte auch die neue Leiterin Kathrin Dinkel immer wieder beherzigen.
Neue Anforderungen an eine Kindertageseinrichtung
Veränderungen beobachtet Elfriede Amschler dagegen bei den Anforderungen an eine Kindertageseinrichtung. Strukturierte Bildung für die Kinder stehe heute höher im Fokus, früher sprach man eher von Betreuung, bei der Lernen und Persönlichkeitsentwicklung stattfinde. Dies gehe auch mit längeren Buchungszeiten und einem immer früheren Eintrittsalter in die Kindertagesstätte einher: „Früher galten Kinder ja schon als jung, wenn sie mit dreieinhalb Jahren in den Kindergarten kamen.“ Das und viele neue Angebote ihrer Zeit haben natürlich Auswirkungen auf die Kinder selbst: Sie seien viel aufgeweckter und weit entwickelt.
Umweltschutz wird großgeschrieben
Großes Staunen gibt es heute und gab es damals - etwa 2019 im innovativen Artenschutz- Umweltbildungsprojekt des Kindergartens mit dem Programm Artenschutz in Franken® unter dem Titel „Natur meets Technology“. Mit Hilfe einer Kamera und einem Monitor in der Einrichtung konnten sie verschiedene Vögel in verschiedenen Stadien des Nistens in einem Spezial-Brutraum und bei der Futtersuche draußen vor dem Gebäude beobachten. Für solche Umweltprojekte und viele mehr erhielt die Einrichtung auch den UN-Dekade-Preis für Artenschutz von MdB Emmi Zeulner. „Da sind wir sicherlich der einzige Kindergarten in unserer Region“, verrät Elfriede Amschler mit Stolz.
E-Mail statt Durschlagpapier
Die 63-Jährige hat nie den Blick über den Tellerrand und den Wunsch nach „Weiterlernen“ verloren: Immer wieder hat sie im Laufe ihrer Dienstzeit Fortbildungen besucht, etwa auch zur Digitalisierung. „Vieles geht auf elektronischem Weg leichter, wenn ich da zum Beispiel an die Elternbriefe denke, die wir früher noch auf Durchschlagpapier geschrieben haben.“ Andererseits nehme die zunehmende Dokumentation mehr und mehr Zeit in Anspruch, ebenso auch die Personalorganisation und –suche. „Früher gab es viel mehr Bewerberinnen und Bewerber als heute.“ Woran liegt das? Vielleicht an einer im öffentlichen Diskurs noch zu geringen Anerkennung, überlegt sie. „Ich habe immer gerne gearbeitet und mit den Eltern ein gutes Miteinander erlebt. Gemeinsam konnten wir vieles vorantreiben.“
Ritterfest als Highlight
Das spürt auch Kathrin Dinkel. Die klassische und direkte Kommunikation mit Elfriede Amschler habe ihr daher gut getan. „Wir haben ganz konkrete Dinge besprochen, zum Beispiel, mit welchen Angelegenheiten sich die Leitung an den örtlichen Bauhof wenden kann, wie die Essensversorgung abläuft, wo bestimmte Ansprechpartner zu finden sind“, erzählt sie. Und ein wenig in Erinnerungen haben sie sicher auch geschwelgt. Die ehemalige Leiterin erzählt etwa vom großen Ritterfest zum 25-jährigen Jubiläum der Einrichtung. „Inklusive großer Parade, für die alle, auch Ehrengäste entsprechend verkleidet waren. Viele Kostüme hatten wir ausgeliehen, darunter echte Ritterrüstungen.“
Den Kindergarten Wonsees besuchen derzeit 40 Kinder. Es gibt eine Kinderkrippe, einen Kindergarten und eine Schulkindbetreuung. Diese werden von sechs Mitarbeiterinnen begleitet.
- Name geändert