Lernen beschränkt sich nicht nur auf die Vermittlung von Wissen: Die Fachkräfte in den Horten der Geschwister-Gummi-Stiftung fördern die Mädchen und Jungen individuell und im sozialen Gefüge. Eine hohe zeitliche Flexibilität und eine Früh- und Ferienbetreuung leisten für Eltern eine gute Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Welche Rolle zudem ein „Fachdienst“ spielt.
Mit einem lauten „Guten Morgen“, einem Plan für ein Experiment und der Vorfreude, gleich viele Freunde zu sehen, starten Lina* und Sarah* um 7 Uhr in den Tag. Es sind Weihnachtsferien und sie kommen gerade im Ökumenischen Kinderhort der Geschwister-Gummi-Stiftung an. Dieser bietet, je nach Bedarf, eine Frühbetreuung vor Schulbeginn, Öffnungszeiten bis 17.30 Uhr als auch eine Begleitung in weiten Teilen der bayerischen Schulferien. Dies gilt für alle Horte der Geschwister-Gummi-Stiftung. In den Räumen in der Wilhelm-Meußdoerffer-Straße treffen sich rund 90 Schülerinnen und Schüler von der ersten bis zur vierten Klasse um hier gemeinsam zu Mittag zu essen, zu spielen, zu werken und natürlich zu lernen und die Hausaufgaben zu erledigen. Hinter diesen Aktivitäten steht ein differenzierter Bildungs- und Erziehungsauftrag, der unter anderem durch das Bayerische Bildungs- und Erziehungsgesetz geregelt ist. Sie alle haben zum Ziel, die Kinder auf ihrem Weg zu eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeiten zu unterstützen, ihre Partizipation, Werteorientierung und Selbstbestimmung zu fördern.
Ausgebildete Fachkräfte
Lina und Sarah bauen gerade ein fiktives Restaurant auf. „Rollenspiele sind immer sehr beliebt und auch immens wichtig,“ weiß Elsbeth Oberhammer, Leiterin des Fachbereichs Tageseinrichtungen für Schülerinnen und Schüler. Vieles können sie schon eigenständig erledigen. Wenn sie Hilfe benötigen, stehen ihnen die pädagogischen Fachkräfte zur Seite. Diese haben eine fachliche Ausbildung zur Kinderpflegerin und zum Kinderpfleger, zur Erzieherin und zum Erzieher absolviert, meist kommen noch spezifische Fort-und Weiterqualifizierungen wie beispielsweise zu den Themen Psychomotorik, Partizipation und Resilienz hinzu. Das Team fördert die jeweiligen Entwicklungsaufgaben in den unterschiedlichen Altersstufen der Kinder und leistet bei Bedarf Unterstützung. Stets im Blick haben sie dabei die individuellen Lebenswelten der Kinder.
Mitten im Spiel stößt Marius* zu den Mädchen: Er möchte mitmachen. „Du kannst das nicht und wir möchten das nicht“, wehrt Sarah ab. Die Fachkraft im Raum beobachtet Marius, der zu diskutieren beginnt. Das Gespräch wird hitzig, die Emotionen sind stark. „Was kannst du denn gut, das den beiden helfen könnte?“, bringt sich die Erzieherin ein. Marius überlegt und nennt schließlich die Gestaltung der Speisekarte. Damit lassen sich die Mädchen überzeugen.
Soziales Lernen in der Gruppe
Das soziale Lernen wird im Ökumenischen Kinderhort und den anderen Einrichtungen gefördert und unterstützt. „Vergleichen, sich behaupten, Kräfte messen, sich unter Gleichaltrigen, Jüngeren und Älteren zu bewegen, seine Rolle zu definieren – das sind alles wichtige Entwicklungsschritte im Grundschulalter“, weiß Elsbeth Oberhammer, Leiterin des Fachbereichs „Tageseinrichtungen für Schülerinnen und Schüler der Geschwister-Gummi-Stiftung. Die Herausforderung und wichtigste Aufgabe des Fachpersonals besteht darin, diese Prozesse zu moderieren und Impulse zu setzen. Dabei gibt es in den Horten eine ausgewogene Mischung aus verbindlichen Projekten und offenen Angeboten. Ein Ziel der Pädagogik besteht darin, dass die Mädchen und Jungen ihren Alltag partizipiert und aktiv mit gestalten. Die Fachkräfte reagieren auf die unterschiedlichen Bedürfnisse der Kinder zu jeder Zeit und fördern ihre Entwicklung. „Gleichzeitig wird eine breite Palette an Aktivitäten angeboten, die für jedes Kind die Möglichkeit bietet zu sagen: Das kann ich, darin bin ich stark!“
Fachdienst leistet zusätzliche Beratung und Förderung
Dass die Kinder innerhalb dieser Lernprozesse etwa stetig neu Regeln ausdiskutieren und aushandeln möchten sei ganz natürlich. Die Mitarbeitenden gehen darauf in unterschiedlicher Art und Weise ein – stets mit Fachwissen, Erfahrung, Sensibilität und dem persönlichen Hintergrund der Kinder im Blick.
Bei Entwicklungsauffälligkeiten steht dem Team zudem der Fachdienst der Geschwister-Gummi-Stiftung zur Seite: Er unterstützt die Horte, bei seinem gesetzlichen Auftrag zur Integration von Kindern mit Entwicklungsrisiken und erfüllt damit eine präventive Aufgabe. Dazu bietet er den pädagogischen Fachkräften und Eltern individuelle Hilfen zur Unterstützung bei bestimmten Herausforderungen in der Erziehung.
Wie sehen Kinder „ihren“ Hort?
Fragt man Kinder, die hier ihre Morgenstunden und Nachmittage verbringen, beschreiben sie „ihren Hort“ so: „Da, wo ich meine Freunde treffe.“ „Da, wo ich Hausaufgaben mache, aber trotzdem nicht in der Schule bin.“, „Da kann ich chillen.“ oder „Da kann ich vieles ausprobieren.“
So unterschiedlich diese Gefühle sind, so unterschiedlich sind auch die familiären Hintergründe der Eltern. Ihnen allen bieten die Horte eine größtmögliche Flexibilität bei den Buchungszeiten, Früh- oder Ferienbetreuung sowie spontanes Abholen, wenn es erforderlich ist: „Oder einfach, wenn die Mutter, der Vater früher aus der Arbeit gekommen ist.“ Die Vereinbarkeit von Bildung, Familie, Beruf und weiteren Aktivitäten wird auf diese Wese erleichtert.
2026: Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung
Ab 2026, wenn der von der Bundesregierung beschlossene Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung im Grundschulalter gelten soll, werden die Horte nochmals an Bedeutung gewinnen. Denn dann werden die gesellschaftlichen Veränderungen noch greifbarer. Es gilt den Erwartungen der Eltern, den Bedarfen der Kinder gerecht zu werden und die jeweiligen Konzepte der Einrichtungen immer wieder anzupassen. Auch die Tatsache, dass viele Kinder heute schon früh fremdbetreut werden, spiele dabei eine bedeutende Rolle. Eine Rolle mit großer Verantwortung.
Schülerhorte der Geschwister-Gummi-Stiftung leisten weit mehr als eine „Aufsicht“, wie die öffentliche Wahrnehmung oftmals zu sein scheint: Sie begleiten Mädchen und Jungen in ihrem Alltag, das heißt auch in der Gruppe. „Dort finden Lernen und Entwicklung statt. Manchmal braucht es Bestärkung, manchmal Anleitung, aufmerksames zuhören und hinschauen. Die Herausforderung ist es, jedem Kind gerecht zu werden.“
Die Geschwister-Gummi-Stiftung ist Träger für den Ökumenischen Kinderhort Kulmbach, den Schülertreff Altes Forsthaus, den Schülerhort Stadtsteinach und den Schülerhort Burghaig.
*Namen aus Datenschutzgründen geändert
gummi-stiftung.de/tageseinrichtungen-schule/schuelerhorte