Direkt zur Hauptnavigation springen Direkt zum Inhalt springen

News

Der Weltkindertag wirkt nach

  • DIE KITA

DIE KITA-Kinder fordern ihre Rechte im Alltag ein

„Ich möchte mal ganz für mich sein und das darf ich auch!“ Die Kinder der DIE KITA-Einrichtungen Kindergarten Fölschnitz und Kindergarten Auferstehungskirche haben sich stark mit dem Recht auf Intim- und Privatsphäre beschäftigt und sich in verschiedenen Projekten ausgedrückt. Nun, wenige Wochen später, „leben“ sie dieses Wissen selbstbewusst weiter. Welche Rolle dabei auch „gute“ und „schlechte“ Geheimnisse spielen.

Lina* hat heute zum ersten Mal ihren Namen selbst geschrieben. Das weiß bis jetzt nur ihre Freundin Sarah. Es ist ein Geheimnis, denn die beiden wollen Linas Eltern damit überraschen.

Max* bekommt von Hannes eine Ohrfeige. Er sagt ihm, dass er keinem davon erzählen darf. Max ist deshalb traurig und hat Angst.

Alle Menschen haben im Laufe ihres Lebens Geheimnisse, auch Kinder, aber es gibt unterschiedliche Arten von Geheimnissen. Manche, wie Geburtstagsüberraschungen, machen glücklich, andere dagegen bereiten Sorgen. Diese unterschiedlichen Gefühle haben die Kinder des DIE KITA-Kindergartens Auferstehungskirche anlässlich des Weltkindertages unter dem Fokus Intim- und Privatsphäreaufgearbeitet. Die Geschichten aus dem Buch „Der kleine Otter Anton und sein Gefühlsstein“ führten in das Thema ein. Dieser graue Talisman verrät seinem Besitzer immer, wie er sich gerade fühlt. Im Gespräch begriffen die Kinder, dass alle Gefühle richtig und wichtig sind. Was zu den schönen Gefühlen geführt hat, darf auch im Alltag der Einrichtung manchmal ungesagt bleiben, betont Leiterin Katrin Hammer. „Das respektieren auch wir Fachkräfte.“ Bei Geheimnissen, die negative Gefühle auslösen, benötigen Kinder jedoch vertraute Ansprechpartner und die Gewissheit, dass sie sich äußern dürfen. Ein „Schutz-Rap“, den die Kinder eingeübt haben, festigt diese Sicherheit unter anderem mit den Worten: „Ein gutes Geheimnis behalte ich für mich. Ein schlechtes Geheimnis sage ich weiter. Ich kann helfen und mir Hilfe holen. Nur eines sag ich dir: Mein Körper gehört mir!“.

Heute gibt es viele kleine und große Anlässe im Kindergartenalltag, die ein Kind das Lied anstimmen lassen. „Oder weil es einfach Spaß macht“, lacht Katrin Hammer. Auch die ganz individuell gestalteten Gefühlssteine der Kinder erinnern dauerhaft an das Recht, seine Gefühle äußern zu dürfen. Manche haben für diese zu Hause einen besonderen Platz gesucht, andere tragen sie in ihrer Jackentasche nah bei sich.

Räume neu gestaltet

Das Thema Privat- und Intimsphäre hat der Kindergarten Fölschnitz auch auf die Räume der Einrichtung ausgeweitet und hier wertvolle, neue Impulse gesetzt: So haben die Kinder gemeinsam mit den Fachkräften im Wickelbereich und den Waschräumen eine neue Überdachung gestaltet. „Eine angenehme, liebevoll gestaltete, intime Atmosphäre ist ein unbedingtes Muss“, so Stefanie Stark. Rote Schilder vor dem Waschraum oder während des Mittagessens an der Gruppenraumtür, die zur Beachtung der Privatsphäre aufrufen, gehören ebenfalls dazu. Das gelte für Kinder genauso wie für Eltern.

Auch das „Höhlen-Bauen“ und das Baumhaus im Garten haben die Mädchen und Jungen so wieder neu für sich entdeckt. „Mal ganz für sich sein können. Ohne Störung und Blicke. Unbeobachtet. Umhüllt von Decken, Kissen und Lichterketten – sie fordern ihre private Höhle auch heute noch immer wieder ein, sogar mit  Stopp-Schildern.“
Diese Sicherheit auf Privat- und Intimsphäre haben die Kinder auch in ihrer Kinderverfassung verankert. Sie enthält eigens von den Kindern erarbeitete Rechte und Pflichten, wie Kinder, Eltern, Fachkräfte und Kitaleitung zusammen arbeiten und leben wollen. Stets im Blick: Demokratische Prinzipien erklären und vorzuleben.“

Wem kann ich Geheimnisse anvertrauen?

Ist es notwendig, den zahlreichen Gefühlen Ausdruck zu verleihen, steht den Kinder ab sofort ein neuer „Mal(t)traum“ im Atelier zur Verfügung. Der Fußboden und die Wände sind bis auf 150 Zentimeter Höhe mit Papier und Kreppband abgeklebt, ganz in weiß. So lädt der Raum die Mädchen und Jungen zum Versinken in der Kunst ein. „Ein total freier Raum in der Kita ist eigentlich selten“, hatte das Kindergartenteam beobachtet. „Aber für die Kinder war der neue Maltraum ein sichtlicher, sinnlicher Gewinn.“ Die Kommunikation zwischen Kindern und den Mitarbeitenden auf dem Farbspielplatz findet auf Augenhöhe hat. Über die Farben und Formen kommen sie ins Gespräch – auch über Glück und Sorgen. Die Fachkräfte sind wichtige Ansprechpartner für die Kinder, doch sie erarbeiteten mit den Kindern auch individuell die Frage: „Wem kann ich mich noch anvertrauen?“ Neben den Eltern und Freunden nahm auch das Gebet an Gott viel Raum für die Kinder ein. „Ihnen können die Kinder alles, auch Geheimnisse anvertrauen. Diese Sicherheit durften sie die ganze Zeit bekommen und diese wollen wir weiter stärken“, so Stefanie Seifert.

"Jedes Kind braucht eine Zukunft!", so lautete das Motto des diesjährigen Weltkindertags am 20. September. Deshalb blickt auch die DIE KITA-Leiterin voraus: „Ein Aktionstag schafft Aufmerksamkeit. Aber viel wichtiger ist, was man in den Wochen, Monaten und Jahren für die Kinder daraus macht. Wir erinnern sie an ihre Rechte und stärken sie“, resümiert Elke Wuthe.

Auch die Bundesvereinigung Evangelischer Tageseinrichtungen für Kinder e.V. (BETA) setzt sich unter dem diesjährigen Motto „Kinder haben Rechte auf Leben und Entwicklung“  dafür ein. Die Kinderrechte basieren auf vier Grundprinzipien: Diskriminierungsverbot, Recht auf Leben und persönliche Entwicklung, Kindeswohlvorrang und Recht auf Beteiligung.

Informationen auch unter die-kita.de,weltkindertag.de und beta-diakonie.de

 

Mein Körper gehört mir“, singen die Kinder des DIE KITA-Kindergartens Auferstehungskirche nicht nur am Weltkindertag.